Lichtenegg_Wanderparadies Frauenschuh bei Lichtenegg
Zauberwald-Orchideenweg -Nr. 34 - bei Lichtenegg
Hinweis: Den Blütezeit-Kalender und nähere Informationen zu Lichteneggs Orchideen-Reichtum finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Frauenschuh bei Lichtenegg
Zauberwald-Orchideen-Weg (Nr. 34) - Beginn am Parkplatz unterhalb des Wirtshauses, führt bergauf, bergab und über Höhenrücken entlang zum Hohen Fels, zu Hänsel u. Gretel, zum Türkenfels. Genusskletterer sprechen hier von einem für Eltern mit Kindern perfekten Klettergebiet in idyllischer Landschaft. Viele Touren, zu denen auch Beschreibungen vorhanden sind, wurden in den letzten Jahren saniert. Der Orchideenweg führt nicht nur am Frauenschuh (Blütezeit zweite Mai- bis erste Junihälfte) vorbei, sondern an rund zwanzig weiteren Orchideenarten, die den Sommer über zahlreich blühen, darunter die Kuckucksblume, der Fliegenragwurz, der Nestwurz. Orchideen kann man natürlich auch an anderen Standorten bei Lichtenegg entdecken. Außerdem begegnen dem Wanderer und Spaziergänger um Lichtenegg herum Salomonsiegel, Küchenschellen, Berganemonen, Schlüsselblumen, Margareten und andere seltene Pflanzen mehr. Dazu Mystik Wald, urtümlich und in Vielzahl, beinah exotisch anmutend. Ist der Wanderer über das berüchtigte Fleckchen „Magische Erde" - ein alteingesessener Revierjäger fand an einem späten nebligen Herbstabend nicht mehr weg, etliche Jahre später, im Mai 2003 : eine Frau schien zu schweben, verschwand und tauchte im nahen Lichtenegg wieder auf - heil hinweggekommen, steht ihm frei, die Abkürzung Richtung Ammerried oder den „alpinen" Abstieg nahe gen Wurmrausch zu wählen. Beide Male führt ihn die Markierung nach 1 ½ bis 2 Stunden Gehzeit und 4 bis 5 Kilometer Wegstrecke am Labyrinth der Gnomen und Elfen vorbei zurück nach Lichtenegg. Man muss allerdings schon sehr aufmerksam hineinhören in den Wald und genau hinsehen, um die graziösen kleinen Feen bei deren Tanz auf der Wiese der Waldlichtung wahrzunehmen. Die Kobolde hingegen hat schon so mancher Wanderer zu spüren bekommen, der urplötzlich über einen Baumstumpf stolperte, der Sekunden zuvor garantiert nicht im Wege stand. Geeignetes Schuhwerk und zumindest ein klein wenig geübter Tritt auf mitunter steil ansteigenden bzw. abfallenden Wanderpfaden auf Höhenlagen zwischen 500 und 600 Meter sind hier vonnöten.

Frauenschuh-Orchideen-Fotos (rechts und unten) von Renate Naiser, Nürnberg. Vielen Dank!
Viele weitere schöne Aufnahmen von Orchideen, aber auch von anderen Blumen und Sträuchern
in und um Lichtenegg finden Sie hier per Klick
Lichteneggs Orchideenreichtum

Geradezu sensationell ist das an manchen Standorten bei Lichtenegg und nächster Umgebung vorhandene Massenvorkommen von Orchideen. Wer kennt ihn nicht, den Gelben Frauenschuh, der in lichten und kalkreichen Wäldern wächst? Er liebt Halbschatten, wechselnde Feuchtigkeit und magere Böden. Diese Voraussetzungen erfüllt der ca. 600 m hoch gelegene Gebirgszug zwischen dem Kronberg - dieser direkt bei Lichtenegg - dem Türkenfels und Birkenfels nur ca. 2 km südlich von Lichtenegg.

Was dieses weit und breit größte Frauenschuhvorkommen zusätzlich wertvoll macht, sind die zauberhaften Begleitpflanzen. Dazu zählen insbesondere die blaue Akelei, das Schwarzfruchtige Christophskraut und vor allem andere Orchideenarten, wie z.B. die Fliegenragwurz, die Nestwurz, die Zweiblättrige Waldhyazinthe und die Grünliche Waldhyazinthe, die zuweilen auch Berg-Waldhyazinthe genannt wird.

Doch leider wird dieses Biotop ausgerechnet von denjenigen Besuchern bedroht, die „ihren" Frauenschuh so sehr lieben. Sie stellen und setzen sich dazwischen, um sich mit der Blütenpracht fotografieren zu lassen - quasi als spätere Erinnerung an jene Zeit, als rund um den Türkenfels vielleicht tausende der Frauenschuh-Orchideen tausende von Besuchern erfreuten. Sind sich diese „Naturfreunde" nicht im Klaren darüber, dass durch ihr Verhalten der Frauenschuh so langsam verschwinden wird? Nicht etwa, dass die Pflanzen zertreten oder gar ausgegraben werden - nein! Erheblicher Schaden entsteht durch die Verdichtung des Waldbodens. Unzählige Tritte von Wanderstiefeln in unmittelbarer Nähe der Frauenschuhhorste verhindern, dass lebensnotwendiges CO² und Wasser in den Boden eindringen können.
Deshalb die dringende Bitte an alle Wanderer und Fotografen: Bleibt auf den Wegen. Mit Teleobjektiv oder Zoomen gelingen auch gute Aufnahmen! Bitte bedenkt: Ernstzunehmende Botaniker warnen, es könne bis zu 60 Jahre dauern, bis sich der Waldboden - wenn überhaupt - wieder erholt hat. Der Frauenschuh selbst benötigt von der Samenkeimung bis zur ersten Blüte sechzehn Jahre Entwicklungszeit!

Wenn die Frauenschuhblüte vorbei ist, wird es wieder stiller in den Wäldern südlich von Lichtenegg. Warum eigentlich? Wie man dem nächsten Absatz entnehmen kann, gibt es doch sehr viele weitere Orchideenarten vor und vor allem nach dem Frauenschuh! An Schönheit stehen ihm diese in Nichts nach! Nur ihre Blüten sind kleiner und unauffälliger, als die größte Orchideen-Blüte unseres Landes. Wie schon einmal erwähnt: Mit einer guten Lupe eröffnen sich oft erstaunliche Welten.

In Bayern gibt es rund 75 Orchideen-Sorten mit Unterarten. Etwa 40 davon wachsen im Bayerischen Jura, darunter rund mehr als 30 Orchideenarten rund um Lichtenegg. Nicht mitgerechnet sind die zahlreichen natürlichen Hybriden (Kreuzungen), z. B. der Händelwurzen und Knabenkräuter.

Die nun folgenden Arten finden sich alle im Umkreis von nur 6 - 7 km rund um Lichtenegg. Grundlage für diese Aufstellung sind private Beobachtungen. Dazu kommen die Berichte aus den Arbeitskreisen Heimischer Orchideen, niedergeschrieben im AHO - Beiheft Nr. 7 von 2006, also immer noch aktuell:

Weißes und Schwertblättriges Waldvögelein, Rotes Waldvögelein, Grüne Hohlzunge, Korallenwurz, Frauenschuh, Fuchs-Knabenkraut, Braunrote Ständelwurz, Kurzblättrige und Breitblättrige Ständelwurz, Schmallippige und Kleinblättrige Ständelwurz, Müllers Ständelwurz, Übersehene Ständelwurz, Violette Ständelwurz, Netzblatt, Mücken-Händelwurz, Großes Zweiblatt, Einblatt, Nestwurz, Bienenragwurz, Fliegenragwurz, Manns-Knabenkraut, Helm-Knabenkraut, Kleines Knabenkraut, Brand-Knabenkraut, Blasses Knabenkraut, Zweiblättrige Waldhyazinthe, Grünliche Waldhyazinthe.
Ein paar Kilometer weiter, südlich von Happurg, gibt es noch das Fleischfarbene Knabenkraut, das Breitblättrige Knabenkraut, das Prächtige Knabenkraut, das Purpur-Knabenkraut und die Sumpf-Ständelwurz.
Für besonders Interessierte ein Buchtipp: „Die Orchideen Deutschlands und der angrenzenden Länder" von Horst Kretzschmar. ISBN -Nr.:978-3-494-01419-7


Nach soviel Theorie einige praktische Hinweise für Wanderer:

Weißes Waldvögelein:
Weit verbreitet. Bei Ernhüll über 100 Stück auf kleinster Fläche.

Schwertblättriges Waldvögelein: Nicht sehr häufig.

Rotes Waldvögelein: Es ist relativ selten - auch bei Lichtenegg! Aber nur 10 km nordwestlich von Lichtenegg zwischen Neutras und Hirschbach auch massenhaft! Dann oft gemeinsam mit dem gelben Fingerhut und den weißen Graslilien.

Fliegenragwurz: Vorkommen verbreitet, aber nicht häufig.

Bienenragwurz: Sehr selten!

Nestwurz: Sehr häufig, überall verbreitet. Auffällig, weil sie kein Chlorophyll enthält und dadurch durchsichtig wirkt. Sie wird gelegentlich mit der Sommerwurz verwechselt.

Weiße Waldhyazinthe: Sehr häufig, überall verbreitet. Besonders viele gibt es auf kleiner Fläche nordwestlich von Hegendorf. Das liegt 9 km nordwestlich von Lichtenegg. Auch am Wanderweg südlich von Lichtenegg in der Niederung zwischen dem Kronberg und dem Hohen Fels fallen sie in größerer Anzahl auf. Ansonsten stehen sie fast überall zumindest vereinzelt in den Wäldern herum.

Grünliche Waldhyazinthe: Nicht häufiges und nur zerstreutes Vorkommen.

Großes Zweiblatt: Kommt häufig und meist zerstreut vor. Massenvorkommen gibt es am Grünpunkt-Wanderweg von Lichtenegg nach Guntersrieth 200 bis 300 m vor Verlassen des Waldes auf der rechten Seite.

Rotbraune Ständelwurz: Häufiges und zerstreutes Vorkommen.

Breitblättrige Ständelwurz: Häufiges und überall verbreitetes Vorkommen. Anspruchslos, anpassungsfähig und nicht gefährdet.

Mücken-Händelwurz:
Häufig, auch duftend, neigt zu natürlichen Hybridformen (Kreuzungen). Flächiges Vorkommen am oberen Skihang des Brennbergs südlich von Etzelwang. (4 km nordnordwestlich von Lichtenegg.)

Korallenwurz: In Bayern nicht häufig, um Lichtenegg herum zerstreut. Häufiger etwas nördlich von Ernhüll, also ca. 4 km nordnordwestlich von Lichtenegg.

Fuchs`-Knabenkraut: Häufig und in verschiedenen Farbtönen.

Breitblättriges Knabenkraut: Kommt häufig vor. Besonders oft in einer Feuchtwiese bei Lehendorf, knapp 5 km nordnordwestlich von Lichtenegg. Es wächst meist gemeinsam mit Schlangenknöterich, Hahnenfuß, Bachnelkenwurz und Zwergbaldrian.

Helm-Knabenkraut: Selten im Raum Lichtenegg, häufiger im Raum Alfeld ca. 7 km südwestlich von Lichtenegg.

Brand-Knabenkraut: Nicht häufig und stark gefährdet.

Purpur Knabenkraut: Nicht häufig, aber westlich von Lichtenegg.

Kleines Knabenkraut: Selten, aber östlich von Lichtenegg.

Stattliches Knabenkraut: Nicht häufig, nur zerstreut wachsend.

Frauenschuh: Siehe oben!


Blütezeit Kalender für Orchideen

Ende April - Ende Mai
Kleines Knabenkraut

Mitte Mai - Anfang Juni
Helm Knabenkraut


Mitte Mai - Mitte Juni
Schwertblättriges Waldvögelein, Breitblättriges Knabenkraut,
Purpur-Knabenkraut (AHO), Stattliches Knabenkraut (AHO)

Mitte Mai - Mitte Juni
Frauenschuh (je nach Witterung bereits in den ersten Maitagen bis Anfang Juni),
Brand-Knabenkraut


Mitte Mai - Ende Juni
Weisses Waldvögelein, Nestwurz

Ende Mai - Ende Juni
Fliegenragwurz


Ende Mai -Anfang Juli
Grosses Zweiblatt


Ende Mai - Mitte Juli
Grüne Hohlzunge (AHO)

Anfang Juni - Anfang August
Mücken-Händelwurz


Mitte Juni - Ende Juli
Fuchs'Knabenkraut


Ende Juni - Anfang Juli
Bienenragwurz (AHO)

Ende Juni - Ende Juli
Braunrote Ständelwurz, Müllers Ständelwurz


Juli
Rotes Waldvögelein, Kurzblättrige Ständelwurz (AHO)
Kleinblättrige Ständelwurz (AHO)

Mitte Juli - Anfang August
Schmallippige Ständelwurz (AHO)
Ubersehene Ständelwurz(AHO)

Mitte Juli - Ende August
Breitblättrige Ständelwurz


Ende Juli - Mitte August
Netzblatt (AHO)

August
Violette Ständelwurz (AHO)


Im Mai 2011, „Die Freunde Lichteneggs", Gottlieb Häckel, Rolf Wolfermann, Hans Seitz und Hans Raum
Internet: www.lichtenegg.info