Sagen u. G'schichten
Die blanke Historie über Lichtenegg finden Sie unter der Hauptseite „Burgruine Lichtenegg". Hier geht es um eine Mischung aus nachvollziehbarer und vermuteter Geschichte, aus Mythos und Sagen, die sich um Lichtenegg ranken.
Und im Märchen-Zauberwald (Rundweg 34) kommen einem unmittelbar Hänsel u. Gretel in den Sinn, zumal wenn man urplötzlich vor den beiden gleichnamigen Felsen steht. Aber irgendwie haben ja auch Märchen u. Legende ihren Ursprung in erlebter Wirklichkeit.


Dem Besucher, der etwas in die Vergangenheit der Ruine zurückschweift, umgaukeln auf der „Lichtenegg" heimliche, halberblasste Bilder. Könnte der imposante Fels, auf dem die Burg einst stand, sprechen, er würde uns sagen, wann und durch wen Lichtenegg erbaut wurde. Wahrscheinlich diente der 30 Meter lange Wall auf dem „Spitzigberg" am Wege von Lichtenegg nach Tannlohe schon vor etwa 2000 Jahren den Kelten als Flieh­burg. Nach einer ersten Erwähnung in einem Nürnberger Grundbuch gehörte die Lich­tenegg ums Jahr 1000 zum Reich. Sie soll aber schon unter Karl dem Großen um 800 n. Chr. im zweiten Festungsgürtel mit Kastl, Amberg, Rosenberg, Sulz­bach, Poppberg, Neidstein, Lichtenstein, Reicheneck, Werdenstein (lag bei Kirchen­rein­bach), Rupprechtstein, Hartenstein, Hohenstein und Veldenstein den NORDGAU ge­gen die auf flinken Rossen anstürmenden Völker des Ostens abgeschirmt haben.

Anders als die zierlichen Burgen des Rheins, bei deren Anblick wir uns Bilder des höfi­schen Rittertums, Minnedienst und prächtige Turniere vorstellen, dienten die oberpfäl­zer Burgen und mit ihnen die Lichtenegg in erster Linie der Wehr. Unter ihrem Schutze konnte das Deutschtum vom bayerischen Siedler bis weit über die Höhen des Böhmer­waldes hinausgetragen werden, so daß die Frontburgen allmählich zu Etappenposten werden konnten.

Erbauer und Erbauungszeit der Burg sind unbekannt, als erste Burgherren sind aus der Zeit um 1050 bis zum Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von Sulzbach festgestellt. Nach den Grafen von Sulzbach (und Hirschberg) waren, von 1305 an, die Wittelsbacher die Lehensherren der Burg Lichtenegg, mit Ausnahme der Zeit von 1353 -1373, wo die Burg der Krone Böhmen zu eigen war. Wittelsbachisch war Lichtenegg bis zum Jahre 1799.

Wer der erste Ritter war, der mit Burg Lichtenegg belehnt wurde, ist nicht bekannt. Im Jahre 1321 wird Seyfried Schweppermann (der „brave Sehweppermann") Feldherr bei Kaiser Ludwig dem Bayern genannt und 1343 finden wir Friedrich den Steinlinger zu Lichtenegg. Darauf wechselten des öfteren die Lehnsherren und Besit­zer herzögli­cher, fürstlicher und gräflicher Herrschaften. Bekannte Namen waren dar­unter, wie auch der Böhmenkönig Kaiser Karl der IV., der von 1353 bis 1373 Ober­lehensherr und 1368 für kurze Zeit Eigentümer von Lichtenegg war.

Lange Zeit lag Lichtenegg an der Landesgrenze. Der Bauer Loos, dessen Vorfahre Klaus mit dem Bauer Scharrer um 1800 den ,,Schlossbauern"`-Gutshof Lichtenegg halbierte, grub - und das ist schon wieder eine Weile her - einen Baustein mit Wappen aus, Auch soll ein vermutlicher Grenzstein am Hochbrunn auf den früheren Grenzverlauf hinweisen. Heute treffen bei Lichtenegg die Regierungsbezirke Oberpfalz und Mittelfranken auf­einander.

Im Mittelalter sollen die Lichtenegger auch vorübergehend zu Raubrittern geworden sein. Der kleine Ausguck nach Westen in einem Mauerrest weist laut Bayerische Sagen auf eine Verbindung der Lichtenegger mit den Lichtensteinern (bei Pommelsbrunn) hin. Wenn unten im Tal auf der Straße von Nürnberg nach Böhmen die Kaufleute mit ihren Gü­tern gezogen kamen, hätten sich die Ritter der befreundeten Burgen durch Feuerzei­chen verstän­digt und gemeinsame Raubzüge unternommen. In der Zeit der Kriegswir­ren von 1459 bis 1462 und auch des Landshuter Erbfolgekrieges wird wohl die einst stolze Trutz­burg teilweise zerstört wurden sein. Schon früher ist vermutlich das Her­renhaus durch Blitzschlag ausgebrannt.

Um 1570 erhielt der Ritter Johann von Furthenbach die Landsassenfreiheit auf Lich­tenegg bewilligt. Er sollte die Burg wieder instand setzen, tat es aber nicht. Der ,,Hansjörgl" bei Hersbruck wurde nach ihm benannt. Es muß ein rüder Geselle gewe­sen sein. Er verteidigt sich anläßlich einer Rüge durch die Nürnberger Landes­herren wegen einer unerlaubt eröffneten Bierbrauerei in Haunritz, indem er antwortet, bereits sein Vorgänger Leubrechting habe die Brauerei gegründet (1568). Er - Furthenbach - habe "nur den Kessel etwas näher ans Wasser gerückt". Und dabei ist es geblieben, das ,,Jura-Gold" hatte seinen guten Ruf bis in die Zeit unserer Väter behalten.
.
Am 9. September 1580 verkaufte Ritter von Furthenbach das fürstliche Lehnsgut Lichte­negg und die übrigen Besitzungen an den Freiherrn Hans Sigmund von Prey­sing. Er war ein Abkomme eines alten bayerischen gräflichen Geschlechts, dessen Stamm­schloß Altenpreysing zwischen Landshut und Moos liegt. Damit kam Lichte­negg in den Besitz jenes adeligen Geschlechts mit dessen Namen es bis heute ver­knüpft ist und immer bleiben wird. Auf der Landsasserei Lichtenegg übten nun die Herren Preysing die Hofmarkge­richtsbarkeit aus und hatten dadurch ansehnliche Einnahmen an Strafgeldern und Gebühren. Außerdem mußten die Bauern der Lehnsgüter im Ort Lichtenegg, in Püchelberg, Gunthersried, Kulsen­dorf (Kutschendorf), Ammerried, teilweise Haunritz und Högen, jährlich Zinsen in Form von Geld, Lebensmitteln und Handdiensten lei­sten (früher gehörte auch einmal ein Hof in Umelsdorf bei Kloster Kastl, in dem das Wappen der Lichtenegger unter Nr. 9 aufgezeichnet ist, zu Lichte­negg). Auch besaßen die Edelherren Preysing-Lichte­negg die Fallmühle in Unter­haunritz und ein Forstgut in Ernhüll. In den düsteren Wäl­dern um Lichtenegg gingen sie auf Jagd und erlegten Hirsche, Rehe, Wildschweine und Wölfe. Bei Tannlohe (Hof an der Straße vor Lichtenegg) wurden an den Kirch­weihtagen, an Johanni und am Andreastag - 30.11. - vielbesuchte Märkte abgehalten. Der Lichtenegger mußte mit bewaffneten Leuten Ruhe und Ordnung aufrechterhalten, nahm dafür von den Wirten und Krämern Standgelder ein. Ein kleines Wiesenstück heißt heute noch ,,Tanzfleck". Rauferei und Totschlag waren die Hauptkirchweihver­gnügen. Das Kirchlein in Tannlohe, seit 1804 außer Gebrauch, wurde 1864 abgebro­chen. Lediglich ein Gedenkstein erinnert an die alte Zeit.

Im 30-jährigen Krieg wurden das Dorf und die Burg vom Spitzigberg aus beschossen. Noch lange nach 1900 war an der Südwand der einstigen Burg ein großes Ein­schlagloch einer Stückkugel zu sehen, durch welches während einer Beschießung ein Fräulein gerettet werden konnte. Die Burg wurde von den Preysings wieder etwas ausgebessert. Unten im Dorf war 1579 ein Herrenhaus (seit 1715 Bauernhaus, Krat­zer), das ,,Neugebäu" entstanden und ab 1626 wurden fünf Häuslein neu gebaut. Un­zählige Hochzeits- und andere Familienfeiern, bei denen sich hochangesehene Per­sönlichkeiten des bayerischen Adels trafen, erlebte Lichtenegg in den folgenden Jah­ren. Der letzte Preysing, der bis1848 Bezüge aus dem Zehnten von Lichtenegg er­hielt, war Anton Graf von Preysing-Lichtenegg. Bereits zuvor, um 1800, gilt Lichte­negg als untergegangenes Schloß. Nach 180 Jahren verließ dieses ruhmreiche alta­delige Rittergeschlecht, das hinaufreicht bis in die graue geschichtliche Vorzeit unse­res Vaterlandes, diese seine oberpfälzer Heimat wieder. Doch den einstigen Familien­sitz Lichtenegg führen die Grafen in ihrer Titulatur weiter.

Von der Lichtenegg, der stolzen
Sind zerstoben Turm und Söller
Durch die öden Fensterhöhlen
Schaut der Mond bis in die Keller
Preysings Stamm ist fortgezogen
Der auf hohem Adlerhorste
Hier dem Vaterlande diente
Und durchstreifte seine Forste
Auf des Nordgaus stein'gen Höhen
Schaut von manch versunk'nem Wall
Einer Adelsburg Gemäuer
Trauernd in das tiefe Tal
Fortgezogen sind die Enkel
Einst'ger Burgherrn Ebenbild
Doch auch in der Ferne wahren
Sie der Nordgau Schlösser Schild

Einen leisen Hauch dieser mehr oder weniger romantischen Vergangenheit kann auch heute noch der Besucher Lichteneggs ver­spüren, wenn er von den historischen Rui­nenmauern der alten Burg Lichtenegg seine Blicke nach Amberg, Neidstein, Rupprechtstein, Hohenstein oder anderswo hin in die ferne Weite, über Täler und Höhen, Wiesen und Wälder bis zum Fichtelgebirge und Böhmerwald gleiten läßt. Mit halbverschlossenen Augen wird er die Ritter sehen und auch das Feuerzeichen von Burg Lichtenstein, welches vor Zeiten unten im Tale auf der historischen Handelstraße von Nürnberg nach Prag durchziehende Kaufleute meldete. Das glü­hend rote Leuchten der in die Wälder der Goldenen Straße eintauchenden Abendsonne leitet zu diesen Gedanken.

In der Nacht, wo die grauschwarze Stille über dem einstigen Nordgau ruht, soll zu manchen Stunden das jaulende Bellen der Schloßhunde zu hören sein. Und beim Aufkommen eines Windstoßes klingt es, als würden schnaubende Rösser mit ihren Rittern den steilen Schloßberg hinaufsprengen, um den Tod des Ritters kund­zu­tun, der zu später Stunde von einer Feierlichkeit in Lichtenegg nach Ernhüll heimgalop­pierend im damals reißenden Högenbach ertrank. Ein Herr Georg von Brandt, genannt „Jörg Ott", auf Neidstein soll es damals in finsterer Nacht gewesen sein.

Selbst das laute Zechen der adeligen Ge­sellschaft, deren Bedienstete durch den teilweise verschütteten unterirdischen Gang nach Haunritz hinabeilten, um im Keller der früheren Schloßbrauerei Bier zu holen, wurde angeblich schon vernommen.

Auch will mancher gesehen haben, wie sich bei Nacht auf besagtem „Tanzfleck" das lustig wilde Treiben aus früheren Zeiten wieder­holte; brennende Fackeln und Laternen kreisten auf und ab. Im 15 Gehmi­nuten entfernten Ort Kutschendorf können Sie heute noch die Mulde in einer Wiese südlich unterhalb der beiden Bauernhöfe erkennen, wo während des 30-jährigen Krie­ges (damals hieß der Ort Kulsendorf und gehörte zur Burg Lichtenegg) die Einwohner eine mit Goldstücken gefüllte Truhe vor herannahenden plündernden Söldnerhorden vergruben. Nach dem lange ersehnten Westfälischen Frieden 1648 besannen sich einige Männer auf den versteckten Schatz und versuchten mit vereinten Kräften die wertvolle Truhe aus dem Schacht zu heben. Es schien fast gelungen, als vom gegen­überliegenden Wald­hang der Leibhaftige auf einer Wildsau geritten kam. Bei diesem Schreckensanblick entglitt ihnen das schwere Gold zurück in die kalte Tiefe. Seither wurde nie wieder ver­sucht, den unheimlichen Schatz zu bergen. Die alte Kutscherbäuerin hat's von ihren Vorfahren überliefert bekommen und dem Verfasser dieser Zeilen noch persönlich erzählt.

Hans Raum
Wenn Sie als Betrachter dieser Seite alte G'schichten zu Lichtenegg und seine nähere Umgebung wissen, schicken Sie uns bitte dieselben. Auch interessieren Schilderungen zu Lebensweisen praktisch vom Mittelalter bis heute. Haben Sie irgendwelche Fotos oder gemalte bzw. gezeichnete Bilder aus vergangenen Zeiten?

Wir wären Ihnen sehr dankbar dafür. Selbstverständlich würden Sie Ihre Originale und/oder Kopien nach dem Einscannen sofort zurückbekommen.