Handelt es sich bei der Lichtenegg gar um einst eine der bedeutendsten Burgen auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz?

Wurde da im Mai/Juni/Juli 2008 der Bergfried des Jahres 1603 oder jener der viel älteren mittelalterlichen Burg Lichtenegg aus dem 13. Jahrhundert oder noch früher teilrekonstruiert, und ist der Hauptturm der "neuen" Burg Lichtenegg eventuell beim Rondell am westlichen Haupttor zu suchen?
Diese Frage soll unter rein sachlich geschichtsforschenden Aspekten zur Debatte gestellt werden.


Zu Lichtenegg tun sich noch eine Menge interessanter, zu klärender Fragen auf. Zu Ringmauern und Keltenwällen, zum ehemaligen Kirchlein zum Beispiel. Nicht nur das optisch Sichtbare kann faszinieren, ebenso kann das eine Geschichtsforschung, die in ihren Ergebnissen die Vergangenheit lebendig werden lässt....
Handelt es sich bei der Lichtenegg um einst eine der bedeutendsten Burgen auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz?
Ist ihre Entstehung viel älter zurückzudatieren, als bisher angenommen und nachweisbar?
Funde bei den Sanierungsarbeiten geben Anlass zu neuen Mutmaßungen, zu deren Richtigkeit Bodenuntersuchungen im Bereich des aktuell rekonstruierten Bergfrieds nach Meinung von Geschichtsforschern und Archäologen mehr Aufschluss geben könnten.

Lesen Sie dazu untenstehenden Bericht des
Werner Sörgel, Kreisheimatpfleger, Hersbrucker Straße 10, 91224 Hartmannshof, Gemeinde Pommelsbrunn


Fundbericht: Burgruine Lichtenegg - 12.06.2008

Die gezeichneten Funde sind ausschließlich im Innenraum des zur Zeit rekonstruierten
Turmes geborgen worden.
Die meisten Fundstücke kommen von Herrn Wolfermann vom Förderverein Burgruine
Lichtenegg e.V. und von Aufsammlungen aus dem gelagerten Aushub von Edith und Werner
Sörgel.

Die Funde:

Den größten Anteil stellt die Keramik. Bedeutend ist, dass es sich überwiegend um Geschirr
aus dem 13./l4. Jahrhundert handelt, jedoch einige Stücke schon im 12. Jahrhundert
vorkommen.
Keramik aus dem 16. Jahrhundert oder später fehlt bisher vollständig. Bei den zahlreichen
Eisenfunden ist auf zwei Schindelnägel besonders zu verweisen, sind sie doch Belege einer
frühen Dacheindeckung.
Eine Datierung ins 13. Jahrhundert unterstreicht auch das Pfeileisen, dass in Oberpfälzer
Burgen mehrmals nachgewiesen wurde.
Das Ortband von einer Messerschneide ist aus Buntmetall (Kupfer oder Bronze) gefertigt.
Einen Vergleichsfund habe ich bislang nicht gefunden.
Ein Unikat stellt auch ein beschlagener durchbohrter Kalkstein dar. Bei den planen Flächen
fällt der völlig glatte Schliff besonders ins Auge, der durch Reibung an einem Gegenstück
entstanden sein könnte.
Als Funktionsvorschlag könnte ich mit vorstellen, dass der Stein gewissermaßen als
„Beilagscheibe" für eine schwere Holztür diente, die sich auf einem Rundstab drehte.

Landesgeschichtliche Bedeutung des Befundes


Die in einer ungestörten Fundlage gefundenen archäologischen Hinterlassenschaften belegen
zunächst eindeutig, dass die Entstehungszeit vor der ersten urkundlichen Erwähnung im
Nürnberger Reichsalbüchlein, das um 1300 entstanden ist, liegt.
Unterstrichen wird dass durch der von mir gefundenen Münze, die Dr. Maus vom
Germanischen Nationalmuseum dem Würzburger Bischof Otto von Lobdeburg (1207-1223)
zuwies.
Die früheste Keramik verweist eindeutig in eine Entstehungszeit vor 1200.
Die vom Kreisheimatpflegerkollegen und Historiker Robert Giersch an gedachte Beziehung
zu den Leuchtenberger und den beiden Burgen Lichtenstein - Lichtenegg wird durch den
archäologischen Befund untermauert.

Da der Verein sich für den aufgemauerten Turm an der Darstellung der Burg von 1603
orientiert, muss dazu festgehalten werden:
Die bisher gemachten archäologischen Funde sprechen eindeutig für eine frühere Zeitstellung.
Die freigelegten kleinen Mauerreste dürften ein weiteres Indiz gewesen sein, (fotographisch
festgehalten)
Festzuhalten ist, dass die verwendete Zeichnung erst im 19. Jahrhundert gefertigt ist.
Giersch verweist auch auf die Vogel- Stang-Ansicht von 1603, in der eine andere Lage des
Sedlmayr-Türmchen nicht auszuschließen ist.

Lichtenegg -eine befestigte keltische Höhensiedlung ?


Unter den Funden von Herrn Wolfermann und eigenen Auflesungen aus dem Aushub liegen
fünf Wandscherben vor, die sich eindeutig vom mittelalterlichen Material absetzen und
meines Erachtens latenezeitliche Drehscheibenware sind.
Dies kommt für mich nicht überraschend, denn die Wallreste am Burgberg habe ich schon
früher für vorgeschichtlich gehalten. Vom Walldurchbruch stammen auch die
schnurkeramischen Funde.
Es wäre auch zu prüfen, ob nicht am unteren Geländeverlauf des Berges Teile als Wallkörper
anzusprechen sind.

Vorschlag: Archäologische Untersuchung des verbliebenen Bodens im Innenraum des Turmes.


Der vorgestellte Befund bedarf meiner Ansicht nach unbedingt einer ordentlichen
archäologischen Untersuchung, soweit sie noch möglich ist.
Beobachtungen und Beschreibungen von Herrn Wolfermann weisen darauf hin, dass der
Turm abgebrannt ist. Eine 14 C Untersuchung von Holzkohle könnte wichtige Daten liefern.
Der Laufhorizont im Turm kann nur durch ein sauber geputztes Planum und Profil mit
Situationszeichnung festgestellt werden.
Der zu untersuchende Bereich kann weitere Hinweise auf keltische Präsenz am Burgberg
bringen.
Bei Werner Sörgel handelt es sich um den Autor des kulturhistorisch wertvollen und anerkannten Buches "Versunkene Kulturen - Archäologie einer Kleinregion in der Frankenalb". Sie können das reich bebilderte und mit einem ansprechenden Umschlag versehene Buch unter anderem im Wirtshaus in Lichtenegg oder direkt bei Werner Sörgel, Tel. 09154/4810, kaufen.
Werner Sörgel ist zur Zeit dabei, das "Anschluss-Buch" zu schreiben.

Robert Giersch, Berufshistoriker und Kreisheimatpfleger, hat im Zusammenwirken mit Andreas Schlunk und Bertold Frhr. von Haller das hochinteressante Buch "Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft", ISBN 978-3-00-020677-1, geschrieben.
28.08.2008
Unter den "Freunden Lichteneggs" hat sich eine kleine Gruppe an der Historie Lichteneggs und seiner Umgebung Interessierter zusammengetan, die anhand von Funden auf der Burgruine Lichtenegg (aktuell Teil-Rekonstruktion des Bergfrieds) Licht in das Dunkel der Entstehung von ehemals Burg Lichtenegg zu bringen versucht. Hans Seitz, Hobby-Historiker und Gründungsvorsitzender des Fördervereins Burgruine Lichtenegg, Rolf Wolfermann - er ist in letzter Zeit besonders durch seine Zeichnung zur Panoramatafel auf der Burgruine und durch seinen überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz bei der Rekonstruierung des Hauptturmes hervorgetreten - und Hans Raum zählen unter anderen dazu.


Auf dem Foto erläutert Rolf Wolfermann Einzelheiten zu den Fundstellen seiner Funde dem Kreisheimatpfleger Werner Sörgel und dessen Ehefrau und Assistentin. Werner Sörgel konnte sich aus vielen der Tonscherben und Metallteile auf Anhieb einen ersten Reim machen und den seiner Ansicht nach hochinteressanten Fundstücken die Geschichtszahlen ihrer Entstehung und Verwendung zuordnen. Werner Sörgel sieht in den aktuellen Funden ein weiteres Indiz für seine und des Historikers Robert Giersch Auffassung, bei Burg Lichtenegg könnte es sich mit um eine der ersterbauten Burgen überhaupt handeln. Seine Erkenntnisse möchte er durch wissenschaftliche Untersuchungen fundiert wissen. In dem Zusammenhang unterstreicht Sörgel, dass bisher nicht getätigte Bodenuntersuchungen im Bereich des Bergfrieds der Burgruine Lichtenegg wesentlich zur Klärung der Entstehung von Burg Lichtenegg und ihrer einstigen landesgeschichtlichen Bedeutung beitragen könnten.

Sind wir mal gespannt, was sich da vielleicht noch an Überraschungen ergibt! Wir werden zu gegebener Zeit wieder darüber informieren.

Wer genauso brennend wie wir an der Geschichte Lichteneggs und seiner Umgebung, an früheren Lebensweisen usw. interessiert ist und wer noch dazu diesbezüglich lockere, aber dennoch anspruchsvolle Gesprächsrunden in ungezwungener freundschaftlicher Atmosphäre mag, bei denen ein jeder zu Wort kommen darf, kann sich uns gerne anschließen. Wir befassen uns auch mit landschaftlichen und botanischen Besonderheiten. Unsere Kontaktadressen finden Sie im Impressum.
Zuletzt geändert am 28.08.2008