Fundort: Burgruine Lichtenegg
im Palas, untere Schicht nach Profil 2 von Leja (siehe Skizze)

Datum: 11.11.2003

Finder: Helga Seitz

Beschriftung :

DER VERLORN SCHVLD RAIT TVET
(Der verlorn Schuld rechnen tut)

HAT SELTEN GVETEN MVET
(Hat selten guten Mut)


Meine Nachforschungen im Internet, beim Landesamt für Denkmalpflege in Regensburg und durch Herrn Sörgel haben ergeben, dass es sich um einen Österreichischen Rechenpfennig aus dem 16. Jahrhundert handelt.

Der Wert der Münze ist eher gering.

Der Fund der Münze in der unteren Schicht des Palas ist aber ein Beweis dafür, dass der Schutt mit Schlacke und Holzkohleresten vom Brandunglück in Sedlmayers Neubau von 1574 stammt.
Deshalb sind solche Funde zur Ergänzung der Geschichtsforschung enorm wichtig.

Hans Seitz

Siehe auch unter "Handelt es sich bei der Lichtenegg gar um einst eine der bedeutendsten Burgen auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz?" Neue Funde ... Klick
Bauliche Entdeckungen und Funde      von Hans Seitz
Im Rahmen unserer Eigenleistungen entdeckten wir den ehemaligen Haupteingang zur Burg: Im nordwestlichen turmartigen Mauerrest befindet sich ein 1,5 m langer rechteckiger Kanal, der von der Form und Größe her weder ein Fenster, noch eine Schießscharte, sein kann. Es handelt sich um einen sogenannten "Sperrbalkenkanal", der einen Holzbalken aufnahm, den man im Mittelalter zur Sicherung vor das geschlossene Tor herauszog. Solche Sperrbalkenkanäle deuten auf einen Eingangsbereich hin. Grabungen haben zum Beweis die unteren, sauber behauenen, Laibungssteine des Tors und das einigermaßen glatt gemeißelte, mehrere Quadratmeter große, Eingangspodest freigelegt. Dieses weist eine Rinne zum Abfließen von Regenwasser auf.
Bei der Freilegung der Fundamente der westlichen Palasmauer kam ein schön gemaserter und repräsentativ behauener Quader aus Nürnberger Burgsandstein zum Vorschein. Er ist noch als rechter unterer Laibungsstein des Eingangstors zum Hauptwohngebäude exakt positioniert. (Siehe „2. Bauabschnitt"!) Auch das dazu gehörige Torpodest liegt jetzt frei.
Beim Herausräumen des Schutts entdeckten wir eine aus dem Fels sehr grob herausgemeißelte Steintreppe. Möglicherweise war sie ein früherer Abgang zum Untergeschoss des Palas, zumal der heutige Eingang durch den Torbogen wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt angelegt wurde. Auch vom erwähnten Torpodest führen zwei Stufen aus sehr langen rechteckigen Steinen zum freigelegten Bodenniveau hinab.
Für die Sanierungsarbeiten mussten wir aus dem Palas jahrelang und mühsam den bis zu 4 m hoch liegenden Schutt dokumentieren lassen, sieben und herausräumen. Dabei fanden wir neben unzähligen Mauersteinen, Ziegelbruchstücken und Resten des Mörtels und Mauerputzes auch andere Fundstücke: Dazu zählen viele Ton- und Keramikscherben, Tierknochen, Eisennägel, einzelne Drahtstücke, Schlüssel und Münzen (siehe separates Kapitel!) Das alles wird von Helga Seitz fein säuberlich in Behältern unter Dokumentation der Fundorte aufbewahrt. Im hinteren Bereich des Palas lagen große Mengen von Schlacke aus verhüttetem Eisenerz. Ungefähr 4 m bzw. eine Etage höher fanden sich Russ-Spuren einer Feuerstelle, an der man möglicherweise Eisen gewann und schmiedete. Auffallend waren im Schutt gut erkennbare zwei Brandschichten, die zur Burghistorie passen.

5000 Jahre alte Schnurkeramik
Am 16.7 und 22.7.2000 wurden von Edith und Werner Sörgel am Burgberg völlig überraschende vorgeschichtliche Funde gemacht. Darunter sind teilweise verzierte schnurkeramische Scherben vermutlich von verschiedenen Bechern und möglicherweise ein Stück von einer Strichbündelamphore sowie eine kleine Randscherbe hallstattzeitlicher Zeitstellung.
Die Fundstelle befand sich an einer mit zahlreichen Steinen überhöhten Hangkante außerhalb der Burganlage und könnte in einem ehemaligen vorgeschichtlichen Wall liegen. Das Auffinden dieser ca. 5000 Jahre alten schnurkeramischen Fundstücke lässt vermuten, dass hier eine spätjungsteinzeitliche Höhensiedlung existierte.
Silbermünze

Fundort: Burgberg oberhalb von Lichtenegg. Funddatum: Herbst 2000
Die Münze ist nach Auskunft von Herrn Dr. Maue, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, der Geistlichkeit Würzburgs zuzuordnen, da auf der Rückseite Reste des in Fachkreisen bekannten Bruno-Monogramms erkennbar sind. Allerdings haben im frühen Mittelalter mehrere Bischöfe das gleiche Monogramm auf ihre Münzen geprägt.
Am meisten verbreitet war es auf Münzen des Würzburger Bischofs Otto von Lobdeburg (1207-1223). Es ist sicher, dass die von Werner Sörgel gefundene Münze dem frühen 13. Jahrhundert zuzuordnen ist.

Raitpfennig

Beim Sieben des Schutts vom hinteren Drittel des Palas fanden wir einen österreichischen Rechenpfennig. Seine Aufschrift lautet:
DER VERLORN SCHULD RAIT TUET (RAIT = RECHNEN, TUET = TUT)
DER HAT SELTEN GUETEN MUET(GUETEN = GUTEN, MUET= MUT).
Das könnte heißen: „Wer verlorene Schuld rechnen tut, der hat selten guten Mut".
Dieser Fund stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er lag in der untersten Brandschicht und muss aus der Zeit vor 1574 stammen, als der Neubau Sedlmayers abbrannte.

Rechenpfennig
Ein Rechenpfennig (Raitpfennig) war kein Zahlungsmittel, sondern ist eine münzähnliche, mit Bild oder Schrift geprägte metallene Rundscheibe, mit der man durch Hin- und Herschieben auf dem Rechenbrett vom 13. bis 17. Jahrhundert Rechnungen (Raitungen) vollzogen hat. Es handelt sich vereinfacht dargestellt um einen Vorläufer des späteren Rechenschiebers.
Ebenfalls im Rahmen der Ausgrabungen des Palas wurde auch die untenstehend abgebildete sehr kleine Münze gefunden.
Eine genaue Bestimmung dieses Fundes soll noch durchgeführt werden. Die Abbildung könnte laut einem Münzbestimmungsbuch ein "Löwenpfennig" von 1200 bis 1300 sein.

Hans Seitz